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„Mir zur Freude, euch zum Nutzen.“ Carl Friedrich Gauß´ Wirken für die Wissenschaft

Eine faszinierende Ausstellung über Carl Friedrich Gauß ist zurzeit im Historischen Museum Schloss Gifhorn zu sehen. „Mir zur Freude, euch zum Nutzen. Carl Friedrich Gauß´ Wirken für die Wissenschaft“ ist die Schau überschrieben. Das Team des Museums hat sich mit der Beschäftigung des im nahen Braunschweig geborenen historischen Superstars eine große Aufgabe zu einem großen Thema gestellt. Als regionales Museum nimmt das Haus die Spuren in den Blick, die Gauß im heutigen Landkreis Gifhorn hinterlassen hat. Es spürt beispielsweise den Vermessungspunkten im Zuge der Landesvermessung des Königreiches Hannover nach, wie zum Beispiel der Kirche St. Nicolai in Gifhorn und besonders dem Wohlenberg bei Leiferde.

Doch dem Kuratorenteam Birthe Lehnberg, Alexa von der Brelje, André Sieland (Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen) und Siegmar Liebig ist eine Geschichtserzählung gelungen, die weit über diese Ebene hinausgeht. Im 170. Todesjahr des Mannes, der als Fürst der Mathematik den meisten Menschen nicht nur als Antlitz eines alten Zehnmark-Scheins vertraut ist, nimmt das Team das universelle Schaffen des Gelehrten, aber auch den überraschend zurückgezogenen, sparsamen Menschen Gauß in den Blick.

Aufgespannt werden die mannigfaltigen Netzwerke und Beziehungen des Gelehrten auf ganz unterschiedlichen Ebenen. So wird scheinbar ganz nebenbei die interdisziplinäre Breite von Gauß sichtbar. Er, dessen wissenschaftliche Betätigung von der Mathematik über die Astronomie, Physik und vor allem Geodäsie bis hin zum Instrumentenbau reichte und der dabei weltweiten Ruhm erlangte, kommunizierte – gern in den spätesten Abendstunden – vielfach und vielsprachig. Aus den erhalten gebliebenen Korrespondenzen geht sein tiefes Interesse für alles wissenschaftlich Unergründete und Unbewiesene hervor. Dabei legte Gauß stets Wert darauf, als Mensch im Dienste der Menschen zu stehen, die größte Betonung legte er auf das Ziel, ohne auf Äußerliches oder gar Anerkennung zu schauen. Sein persönliches Siegel trägt die Inschrift „Pauca sed matura – Weniges, aber Reifes“. Es ist, neben anderen raren historischen Stücken aus seinem Besitz sowie teils noch nie gezeigten zeitgenössischen Instrumentarien, in der Ausstellung zu sehen. Es gibt ein umfassendes Begleitprogramm.

Sonderausstellung „Mir zur Freude, euch zum Nutzen. Carl Friedrich Gauß´ Wirken für die Wissenschaft“ bis 19. Oktober 2025

Historisches Museum Schloss Gifhorn, Schloßplatz 1, 38518 Gifhorn, info@museen-gifhorn.de, www.museen-gifhorn.de

Öffnungszeiten: Di und Mi 10 bis 13 Uhr / Do und Fr 14 bis 17 Uhr / Sa, So, Feiertage 11 bis 17 Uhr

Kontakt und Kommunikation
Alexa von der Brelje
a.vonderbrelje@museen-gifhorn.de
05371 9459 102

Weiterführende Informationen

„Mir zur Freude, Euch zum Nutzen –Carl Friedrich Gauß‘ Wirken für die Wissenschaft“

Im Jahr 1777 erblickte Carl Friedrich Gauß in Braunschweig das Licht der Welt, keine 30 Kilometer von Gifhorn entfernt. Er kam aus einfachen Verhältnissen; seine Mutter konnte nicht schreiben, sein Vater war Handwerker. Er selbst konnte schon als Kind im Kopf addieren und bereits weit vor der Einschulung lesen.

Gauß war nicht nur ein brillanter Mathematiker, sondern auch Astronom, Physiker, Geodät – und ein Pionier der modernen Wissenschaft. Seine Arbeiten reichen von der Zahlentheorie über die Himmelsmechanik bis hin zur Entwicklung des ersten elektromagnetischen Telegraphen. Eines seiner größten und wichtigsten Projekte war die Vermessung des Königreichs Hannover: Im Jahr 1820 erhielt Gauß den königlichen Auftrag, das Land zwischen Göttingen und Hamburg zu vermessen. Was zunächst wie ein rein technisches Vorhaben klingt, war in Wahrheit ein wissenschaftliches Abenteuer. Mit einem selbst entwickelten Instrument – dem Heliotrop – nutzte Gauß Sonnenstrahlen, um über 100 km Kilometer hinweg Messpunkte anzusteuern. Er legte ein präzises Netz aus Dreiecken über das Land, maß Winkel mit höchster Genauigkeit und berechnete Entfernungen mit einer für seine Zeit revolutionären Präzision.

Besonders spannend für die Region: 1830 war der Bereich des heutigen Landkreises Gifhorn Teil der Landesvermessung. Messpunkte wie der Wohlenberg bei Leiferde, der Fillerberg bei Hankensbüttel, die Kirche St. Nicolai in Gifhorn und der Hohe Berg bei Barwedel gehörten zu den Stationen, die für die Landesvermessung ausgewählt wurden.

Gauß und sein Team – darunter sein Sohn Joseph, der Artillerieoffizier Müller, der Professor Hartmann und jede Menge „Gehülfen“, wie er sie nannte – zogen jahrelang durchs Land, errichteten Signaltürme und schlugen Schneisen durch Wälder. Sie übernachteten in Gasthöfen, deren Qualität von schwankender Qualität. Und sie führten abends bei Kerzenlicht seitenlange Berechnungen durch. Gauß selbst nutzte dafür gern die Rückseiten alter Briefe – Papier war schließlich teuer.

Doch nicht nur der Wissenschaftler steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Auch der Mensch Carl Friedrich Gauß kommt zur Geltung: Ein bescheidener Denker, dem gutes Essen, ein heller Arbeitsraum und ein bequemes Sofa ebenso wichtig waren wie Zahlenkolonnen – und der in Briefen an seinen Sohn Joseph zwischen den Zeilen oft Wärme und Fürsorge vermittelte.

Die Ausstellung zeigt originale Messinstrumente aus dem 19. Jahrhundert, wie ein Heliotrop oder einen Theodolit, historische Karten und Briefe sowie Gegenstände aus seinem persönlichen Nachlass, wie ein Tintenfass in Form eines Hundes, der auf einem Tisch sitzt. Damit erzählt sie Geschichten, die Gauß’ breites Werk und auch seinen vielschichtigen Charakter lebendig machen. Besucherinnen und Besucher erfahren unter anderem, wie seine Methoden noch heute die Geodäsie beeinflussen, wie seine Ideen moderne Physik prägten – und warum sein Name Banknoten, Briefmarken, Mondkrater und sogar einen Vulkan in der Antarktis ziert.

Sonderausstellung Gifhorn   Bildrechte: LGLN
Sonderausstellung Gifhorn   Bildrechte: LGLN
Sonderausstellung Gifhorn   Bildrechte: LGLN
Sonderausstellung Gifhorn   Bildrechte: LGLN

Artikel-Informationen

erstellt am:
03.07.2025

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